Der Wert der Wertigkeit

Klaus Botta, 11.02.2017

Warum soll ich 800 Euro für eine Armbanduhr ausgeben, wenn ich eine ähnlich aussehende Uhr auch schon für 80 Euro bekomme? Warum soll ich auf der anderen Seite 8.000 Euro ausgeben, wenn ich für ein Zehntel des Preises auch ein echtes Qualitätsprodukt mit exzellenten Komponenten erhalte?

Beide Fragen lassen sich nicht einfach über den materiellen oder praktischen Mehrwert beantworten. Alle drei Uhrentypen zeigen die Zeit an – und alle ziemlich genau. Im Zweifelsfall ist die Billiguhr – dank Quarztechnik – sogar die genaueste und die robusteste.

Die Erklärung für den unglaublich niedrigen Preis der ersten Kategorie liegt vor allem in der Herstellung und Vermarktung begründet. Herstellungspreise von wenigen Euro lassen sich nur durch massenhafte Produktion unter extremen Bedingungen und der Verwendung von billigen Materialien realisieren.

So entstandene Massenprodukte sehen oft auf den ersten Blick noch relativ aufwendig und interessant aus. Nicht selten quittieren sie ihren Dienst jedoch nach kürzester Zeit. Eine Reparatur lohnt in der Regel sowieso nicht, weil sie den Kaufpreis deutlich übersteigen würde. Generell werden solche Produkte gar nicht repariert sondern bestenfalls ausgetauscht. Also „entsorgt“ man sie gleich und erwirbt wieder ein neues Billigprodukt. Klingt im ersten Moment auch vernünftig und logisch.

Diese Haltung hat jedoch wesentliche Nachteile:

  1. Man leistet einen wirksamen Beitrag zur aktiven Umweltverschmutzung (Man unterstützt kurzlebige Produkte mit kurzer Lebensdauer und schädlichen Inhaltsstoffen.)
  2. Der Besitz und das Tragen solcher Produkte machen – wenn überhaupt – oft nur kurz Freude (Worüber sollte man sich auch freuen, außer darüber, dass man ein vermeintliches Schnäppchen gemacht hat.)
  3. Es findet eine Selbstentwertung statt. Klingt etwas übertrieben – ist aber nachweisbar. Das Unterbewusstsein setzt nämlich den Produktwert in Relation zum Selbstwert.

Die Botschaft gegen das Selbstwertgefühl verstärkt sich weiter, wenn das Billigprodukt nach unverhältnismäßig kurzer Zeit seinen Dienst versagt oder Mängel zeigt. Auch hier schafft das Unterbewusstsein Analogien zum Eigenwert. Natürlich wird ein solches Ereignis akut keine persönliche Sinnkrise auslösen, aber einen kleinen Minuspunkt auf dem Selbstwertkonto gibt es allemal.

Wenn man sich konsequent mit solchen Billigprodukten umgibt, findet tatsächlich eine permanente Abwertung und Bestätigung vermeintlich eigener Minderwertigkeit statt. Es gibt auch das gleiche Phänomen mit vertauschter Ursache-Wirkungs-Kausalität: Nämlich, dass Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl generell zu minderwertigen Produkten tendieren.

...oder zu sehr teuren. Die Psychologen sprechen dann von einer Kompensationshandlung. Also dem Wunsch, den eigenen inneren Wert durch besonders teuere Produkte (äußerlicher Wert) anzuheben. Hier sind, um bei unserem Uhren-Beispiel zu bleiben, die extrem teueren Uhren angesiedelt. Deswegen werden solche Produkte gerne auch als „Ego-Prothesen“ bezeichnet.

Hier findet zwar keine Abwertung statt, aber der Träger erlebt deren Besitz auch als stressig und unbefriedigend, weil die erhoffte Bestätigung durch sein Umfeld oft ausbleibt.

Meist wird dieses Verhalten sogar als Protzerei abgestraft. Eine echte innere Aufwertung findet natürlich auch hier nicht statt, weil das eigene Unterbewusstsein die oberflächliche Maßnahme natürlich durchschaut und keine echte substantielle Aufwertung zulässt.

Wie macht man es nun richtig?

 Diese Frage ist nicht pauschal und allgemeingültig zu beantworten. Hier muss jeder seine eigene „Wohlfühlzone“ finden.

Ich rate jedenfalls dazu, sich generell und ausnahmslos mit wertigen Produkten zu umgeben.

Das müssen nicht zwangsläufig die ganz teuren sein. Die Produkte mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis findet man oft im oberen Mittelbereich. Billigprodukte (egal ob Kleidung, Gebrauchsgegenstände oder Lebensmittel) sollte man soweit möglich aus dem Leben verbannen. Sehr oft lässt sich an der Quantität sparen und damit die Qualität erhöhen ohne die Ausgaben zu steigern. Sei es beim Essen, bei der Kleidung oder bei Konsumprodukten.

Generell sollte man Produkte bevorzugen, bei denen Preis und Leistung in einem sinnvollen, nachvollziehbaren Verhältnis stehen. Das sind in unserer Welt meist Produkte in dem oben schon erwähnten mittleren bis gehobenen Preissegment. Man sollte berücksichtigen, dass die persönliche wahrgenommene Preisrelation durch die billigen Massenprodukte deutlich nach unten verzerrt ist.

Wertige Produkte, die mit angemessenem Aufwand und menschenwürdig produziert werden, haben einen Preis, der uns zunächst vielleicht relativ hoch erscheint. Tatsächlich sind solche Produkte vom TCO (Total Cost of Ownership) her gar nicht wirklich teurer als Billigprodukte. Denn normalerweise halten sie deutlich länger, können gewartet und repariert werden und ersparen Frust und Wiederbeschaffungsstress.

Und – ganz wichtig – sie machen bei der Benutzung auch viel, viel mehr Spaß.

Und nicht zuletzt freut sich auch der Selbstwert über ein wertiges Umfeld! Probieren Sie’s aus.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Umgang mit der Zeit,

Ihr Klaus Botta

Klaus Botta

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