Geschichte der Einzeigeruhr: Zurück zum souveränen Umgang mit Zeit

Klaus Botta, 25.04.2019

Wie unsere  Einzeigeruhren die Zeitwahrnehmung verändern

Wann genau die erste mechanische Uhr konstruiert wurde, ist unbekannt – der Begriff Uhrmacher wird jedenfalls zum ersten Mal 1269 in einem französischen Dokument erwähnt. Die damaligen mechanischen Uhren waren bei weitem nicht so genau wie heute. Über Jahrhunderte blieben sie Einzeigeruhren, also Uhren mit nur einem Zeiger, weil Minutenanzeiger technisch zu aufwändig gewesen wären. Abgesehen davon, gab es auch keine echte Notwendigkeit für eine detaillierte Anzeige.

Bis Ende des 17. Jahrhunderts mussten die mechanischen Einzeigeruhren mittels der exakten Sonnenuhren täglich nachjustiert werden. Die Vorteile der mechanischen Uhren lagen trotz ihrer aufwendigen Instandhaltung auf der Hand: Sie waren tageslichtunabhängig und waren auf Türmen weithin zu sehen. Im Mittelalter lieferten sich reiche Städte beständige Wettkämpfe um immer prachtvollere Uhren mit einer immer besseren Mechanik. Nach außen hatten diese Turmuhren eine immense repräsentative Bedeutung.

Einzeigeruhren: Bis heute an alten Kirchen und Rathäusern zu sehen

Einzeigeruhren auf Kirchen in Lübeck und Ballum 
Fotos Wikimedia Commons: Andreas Geick - Eigenes Werk [CC BY-SA 3.0] und Fritzbruno [CC 3.0]

 

Die öffentlichen Uhren regelten von nun an die Tagesabläufe in der Gemeinschaft. Sie revolutionierten das Zeitgefühl der Menschen im Mittelalter: Das subjektive Zeitempfinden des einzelnen Menschen wurde von einer messbaren und absoluten Größe, der Uhrzeit, abgelöst. An manchen alten Kirchen und Rathäusern sieht man bis heute Einzeigeruhren – denn erst Ende des 17. Jahrhunderts wurden genauere Uhrwerke entwickelt. Diese machten den Einsatz von Minutenzeigern möglich und boten somit der Einzeigeruhr ernsthafte Konkurrenz. Neben dem Trend zur größeren Genauigkeit wurden die Uhren außerdem immer kleiner.

Von der Einzeiger-Kirchturmuhr zur Einzeigeruhr am Handgelenk

Peter Henlein erfand eine Zugfeder, die es möglich machte, auf ein taktgebendes Pendel zu verzichten. 1510 stellte Henlein dank dieser Zugfeder die erste Taschenuhr auf Basis der Einzeigeruhr her: Damit waren Uhren so klein und leicht wie nie zuvor. Weit länger als die großen Turmuhren mussten Taschenuhren auf den Minutenzeiger warten und blieben Einzeigeruhren. Grund dafür ist das verkleinerte Uhrwerk, welches  zunächst nicht über die erforderliche Präzision verfügte. Als Schmuckgegenstand kam die Taschenuhr zunächst in allen möglichen Formen wie zum Beispiel als Kreuz, Muschel oder Stern vor.

Erst um 1800 wurden Armbanduhren, zunächst für Damen, entwickelt. Jetzt war auch die Mechanik so weit vorangeschritten, dass Uhren von vorherein nicht mehr als Einzeigeruhren, sondern als Zweizeigeruhren konzipiert wurden. Erst mit dem Ersten Weltkrieg setzten sich Armbanduhren auch bei den Herren durch, da sie im Vergleich zur Taschenuhr schneller zu handhaben waren. Die ständige Sichtbarkeit der Uhrzeit veränderte das Zeitgefühl nach dem Krieg: Der Zwang zur Pünktlichkeit und der damit verbundene Zeitdruck haben seitdem bedenkliche Züge angenommen, die uns heute zunehmend normal erscheinen. Der Trend zu immer genaueren Uhren setzt sich seither fort.

BOTTA-Uhren: Die Entschleunigung der Zeit durch die moderne Einzeigeruhr

BOTTA UNO Einzeigeruhr

Klaus Botta erkannte bereits in den achtziger Jahren, dass eine immer weitere Präzisierung der Zeitanzeige dem Menschen eher Stress als Erleichterung bringt. Mit der UNO, der ersten Einzeigeruhr der Moderne, setzte er im Jahr 1986 einen Gegentrend. Denn nach Botta lässt sich ein einzelner Zeiger prinzipiell leichter und schneller ablesen als mehrere. Gleichzeitig wirkt die reduzierte Darstellung der Zeit auf den Menschen beruhigend und entschleunigend. Einzeigeruhren von BOTTA design sind ein Symbol für einen entspannten und bewussten Umgang mit der Zeit, bei der der Mensch das Maß der Dinge ist.

 

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Umgang mit der Zeit,

Ihr Klaus Botta

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