Idealität und Realität

Klaus Botta, 29.08.2017

An manchen Tagen geht einfach alles schief...

Kennen Sie das auch? Morgens zu spät aufgestanden, dann noch eine halbe Stunde im Stau – wo man es am allerwenigsten brauchen kann, Parkplatz direkt vor der Nase weggeschnappt und dann noch ein Programmabsturz am Rechner, der die Arbeit der letzten halben Stunde zunichte macht...

„Heute ist nicht mein Tag – ich hätte lieber gleich im Bett liegen bleiben sollen – es klappt ja wirklich gar nichts.“

Ist das wirklich so – oder haben wir vielleicht nur ein falsches Bild von der Normalität? Zugegeben: Manchmal häufen sich die „Fails“ in unserem Leben. Das fällt uns dann direkt auf. Manchmal läuft aber auch wirklich alles nach Plan. Das empfinden wir dann als völlig normal.

Gerade wir, die in einer auf Perfektion und Optimierung getrimmten, hochindustrialisierten Welt leben, tun uns überdurchschnittlich schwer mit Unperfektem, nicht Optimalem. 90 Prozent sind eben 10 Prozent unter Maximum!

An dieser Stelle sollte man sich folgende Fragen stellen: Erstens: Kann das Optimum wirklich der Normalzustand sein? Zweitens: Was passiert mit uns, wenn wir ständig das Optimum als Bezugsgröße festlegen, die es mindestens zu erreichen gilt?

Sie haben es sicher gleich gemerkt: Die zweite Frage birgt einen Widerspruch in sich: Besser als das Optimum geht schlecht. Aber eigentlich denken wir so oder so ähnlich. Dass alles glatt läuft, ist eigentlich selbstverständlich und manchmal sollte einen die Realität bitte noch mit ein paar Bonuspunkten überraschen.

Macht die Realität in der Regel aber nicht... Und schon sind wir wieder unzufrieden.

Und genau da liegt die große Gefahr. Wer seine Maßstäbe zu hoch ansetzt, erhöht in erster Linie seine Frust-Erlebnisse und verringert seine Zufriedenheit.

Man könnte auch sagen: Zufriedenheit ist Realität dividiert durch Anspruch.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte jetzt nicht zur Anspruchslosigkeit auffordern. Ich behaupte nur, dass „zu hohe Ansprüche“ unzufrieden machen können, weil die Realität einfach nicht gleichzusetzen ist mit dem Idealzustand. Fehler und Tiefschläge sind bis zu einem gewissen Maß normal und gehören zum Leben dazu.

Umso mehr wir diese Tatsache akzeptieren, desto besser können wir damit umgehen und desto weniger schlecht fühlen wir uns, wenn mal wieder etwas schiefgeht.

Es ist einfach unrealistisch, dass ALLES funktioniert. Das gilt für Wetter genauso wie für den Berufsverkehr, die Bahn, ein Rendezvous oder eine Bewerbung bei einem neuen Arbeitgeber.

Hier können wir viel von anderen Nationen lernen. Für mich war ein Besuch von Verwandten in Spanien sehr eindrucksvoll. Stromausfälle gehörten damals genauso zum Alltag wie Verspätungen und Terminausfälle. Keiner hat sich sonderlich geärgert, wenn das Wasser mal wieder „grün“ aus der Leitung kam. Echte Freude kam dagegen auf, wenn es (zwar stark gechlort) aber wieder klar aus dem Hahn sprudelte. Meine „eingespanischten“ Verwandten haben die kleinen Zwischenfälle des Alltags mit beeindruckender Gelassenheit ertragen und sich viel mehr auf die positiven Seiten den Lebens konzentriert: schönes Wetter, tolles Essen, prima Wein, ein schöner Garten und nette, entspannte Menschen. Das hat mir zu denken gegeben.

Ich selbst bin vom Grundtyp her auch eindeutig perfektionistisch veranlagt und damit auch irgendwo ein typischer Vertreter unserer Nation. Aber ich habe gelernt, dass man wesentlich entspannter und besser lebt, wenn man akzeptiert, dass „90 Prozent“ weit über der Mitte liegen und damit bereits einen sehr guten Wert darstellen. Das hilft mir wirklich ganz wesentlich, meine kleinen Fehlschläge besser wegzustecken und zufriedener zu sein.

Einen hohen Anspruch zu haben, ist an sich nicht Schlimmes – im Gegenteil: Es ist ein entscheidender Faktor für Erfolg im Leben. Es kommt, wie so oft, auf die Umstände an. Die Situationen, die man selbst beeinflussen kann, sollte man mit hohem Anspruch, Engagement und Konsequenz anpacken. Natürlich ist das immer mit Anstrengung, Disziplin und Fähigkeit zur Veränderung verbunden. Den unliebsamen Ereignissen des Lebens, auf die man keinen Einfluss hat (Stau, kleine Missgeschicke und alle anderen unveränderbaren Negativa), sollte man dagegen mit möglichst viel Gelassenheit und Flexibilität im Denken begegnen.

Genau diese Einstellung spiegeln übrigens auch unsere Einzeigeruhren wider. Jede Einzeigeruhr ist zwar technisch perfekt entwickelt und theoretisch in der Lage, die Zeit sekundengenau darzustellen, leistet sich aber eine bewusste Großzügigkeit in der Darstellung der Zeit. Diese Großzügigkeit überträgt sich tatsächlich auch auf den Besitzer – sofern dieser es zulässt.

Ich wünsche Ihnen eine entspannte Zeit – und den Blick für das Wesentliche.

Ihr Klaus Botta

1 Kommentar


  • Steffen Tharandt

    Schöner Artikel mit vielen guten Ansätzen. Speziell wir Deutschen neigen zu diesem Drang nach Perfektionismus und sind enttäuscht wenn dieser nicht befriedigt wird. Beim nächsten “Störanfall” werde ich versuchen dies zu berücksichtigen.


Hinterlassen Sie einen Kommentar


Ähnliche Blogbeiträge


Konzentration und Fokussierung - die unterschätzten Erfolgswerkzeuge

Information ist der Rohstoff der Zukunft. Aber zu viel Information kann genauso toxisch sein, wie...

New Work über den Tellerrand hinausgedacht

Viele denken bei dem Begriff „New Work“ vor allem an die Digitalisierung der Arbeit, an Beschäfti...

Zeit

Das Verständnis und der Umgang mit der Zeit in anderen Kulturen kann uns mitunter befremdlich ers...

Statement gegen Stress

Wer nicht im Sekundentakt lebt, lebt gelassener. Deshalb sind Einzeigeruhren ideal, um entspannt ...

Lebensqualität durch Vereinfachung

Bieten Einzeigeruhren wie die UNO von BOTTA der Reizüberflutung im hektischen Alltag ein Stück Ge...

Fortschritt beginnt mit Fehlern

„Die erfolgreichsten Menschen sind nicht diejenigen, welche die wenigsten, sondern jene, welche d...