Sind Designawards ein echtes Qualitätskriterium? Welche Auszeichnung haben eine Bedeutung und welche Arten von Designauszeichnungen gibt es?
Hier finden Sie fundierte Antworten und Einschätzungen.
Der Sinn und Zweck von Designauszeichnungen
Designawards sind dafür ins Leben gerufen worden, Produkte mit hoher Gestaltungsqualität und hohem Gebrauchsnutzen auszuzeichnen und dem Kunden die Auswahl von besonders hochwertigen Produkten zu erleichtern.
Es geht also bei der Qualifikation für eine Designauszeichnung nicht nur um gutes Aussehen, sondern auch um eine gute Funktion und generell um einen hohen Produktnutzen. Zunehmend spielt auch der Faktor Ökologie eine große Rolle.
Im Prinzip sind Designauszeichnungen eine Ergänzung zu klassischen Produkt-Tests, wie sie die Stiftung Warentest schon seit vielen Jahrzehnten vergibt. Während die Stiftung Warentest vor allem die praktische Funktionalität, Verarbeitung und Haltbarkeit bewertet, liegt der Schwerpunkt bei Designauszeichnungen etwas weniger auf der Technik und dafür etwas mehr auf der Ästhetik und der gesamten Produktsprache. Es gibt jedoch ein hohes Maß an Überschneidungen in den Bewertungskriterien.
Die „gute Form“ und die „gute Bedienbarkeit“
Gutes Design ist weitaus mehr als nur ein ästhetisches Erscheinungsbild. Es beinhaltet nach wie vor eine gute Funktionalität und eine gute Handhabung. Das umfasst abhängig von der Art des Produktes verschiedene Formen der Funktionalität. Klassisch sind das Halteergonomie, Bedienergonomie, Klarheit in der Bedienung, etc. Hier kommen auch wieder die bewährten Qualitätskriterien des BAUHAUS zum tragen.
Generell wird immer auch die Gestaltungsqualität und die Innovationshöhe (wie viel echte Neuerung bringt ein Produkt mit) bewertet.
Umso elektronischer oder virtueller ein Produkt ist, desto wichtiger werden dann zusätzliche Aspekte wie Interaktionsdesign, Usability (Nutzbarkeit, Verständlichkeit) und die Gestaltung der Schnittstellen Mensch-Maschine und Maschine-Mensch.
UX (User Experience – das Erlebnis beim Umgang mit dem Gerät oder der Software) oder UI (das User Interface / die Benutzer-Schnittstelle) bekommen damit immer mehr Bedeutung und fließen zunehmend auch in die Bewertung der Designleistung mit ein.
Unterschiedliche Kategorien bei Designauszeichnungen
Mittlerweile gibt es eine ganze Vielzahl von unterschiedlichen Auszeichnungs-Kategorien.
Hier einige Beispiele:
- Produktdesign (umfasst Design für Maschinen und technische Geräte aber auch Consumer-Design, also die Gestaltung von Produkten für den Endverbraucher. In diese Kategorie fallen auch Auszeichnungen für Armbanduhren.
- Grafikdesign (klassische Drucksachen und zunehmend elektronisches Design, digitale Grafik, etc.)
- Markenentwicklung (hier werden Themen wie Corporate Design etc. bewertet)
- Interieur Design (Möbel, Einrichtungsgegenstände, Wohnaccessoires etc.)
- Public Design (Die Gestaltung von öffentlichen Räumen und Plätzen oder auch Möbeln für den öffentlichen Raum)
- Automotive Design (PKWs, LKWs, Nutzfahrzeuge bis hin zu Bussen und Zügen)
- und viele weitere Bereiche in denen Gestaltung, Funktionalität und Nutzbarkeit wesentliche Qualitäts-Faktoren darstellen
Hoher Anspruch an die Jury
Die Vielzahl der Qualitätskriterien macht deutlich, dass zur Bewertung einer umfassenden Designqualität ein ganzer Stab von Experten nötig ist. Gerade wenn die Bandbreite der zu bewertenden Produkte groß ist.
Idealerweise setzt sich die Jury eines Designawards aus vielen unabhängigen und erfahrenen Fachleuten sowie Sachverständigen zusammen, die dann gemeinsam die einzelnen Produkte diskutieren und ihre individuellen Bewertungen dazu abgeben.
Der Bewertungsprozess bei einem Design-Award
Je nach Institution kann der Beurteilungsprozess ganz unterschiedlich ablaufen. In der Regel wird zunächst jedes einzelne Produkt der Jury vorgestellt und kurz erläutert. Im Anschluss wird das Gerät oder die Anwendung von den Juroren begutachtet, getestet und besprochen. Meist gibt es dann mehrere Runden in Form einer Vorauswahl in denen die überwiegende Zahl der Einreichungen bereits aussortiert wird.
Die Produkte, die sich für die Endauswahl qualifizieren konnten, werden dann nochmals detailliert diskutiert und einzeln bewertet.
Oft gibt es bei den Auszeichnungen verschiedene Leistungsklassen z.B. Bronze, Silber und Gold. Aber auch Preise für hohe oder höchste Design-Qualität. Es gibt auch besondere Prämierungen wie „Die Besten der Besten“, Auszeichnungen für Designteams oder auch „Anerkennungen“ oder spezielle Nachwuchs-Auszeichnungen. Die Bandbreite der einzelnen Auszeichnungen ist enorm und mittlerweile teilweise unübersichtlich.
Die Bewertungskriterien bei Designauszeichnungen
Nach welchen Kriterien werden Auszeichnungen vergeben und welche Werte werden dem Nutzer durch einen solchen Award garantiert? Beides hängt wesentlich von der Ausrichtung des jeweiligen Designpreises ab.
Hier ist eine exemplarische Sammlung von Kriterien, die bei den renommierten Designauszeichnungen eine wesentliche Rolle spielen:
- Daseinsberechtigung: Ist dieses Produkt in dieser Form überhaupt sinnvoll?
- Innovationskraft: wie neu, innovativ und zukunftsweisend ist das Konzept hinter dem Produkt?
- Funktionalität: wie gut und zuverlässig funktioniert das Gerät,
- Ergonomie: Wie gut, sicher und einfach ist es zu bedienen?
- Gestaltungsqualität: Wie gut ist das Produkt gestalterisch umgesetzt?
- Produktsprache: Welche symbolischen und semantischen Botschaften vermittelt das Produkt über seine praktische Funktion hinaus?
- Nachhaltigkeit: Wie hochwertig und langlebig ist das Produkt?
- Ökologie: Wo und wie und aus welchen Rohstoffen mit wieviel Energieaufwand wurde das Produkt in Relation zu seiner Lebenszeit erzeugt?
- Soziale Verantwortung: Unter welchen Bedingungen wurde das Produkt produziert?
- Welchen außerordentlichen Nutzen bring das Produkt für die Gesellschaft
Der Wert von Designauszeichnungen
Ähnlich einer Auszeichnung durch die Stiftung Warentest soll eine Designauszeichnung dem Konsumenten die Auswahl und Vergleichbarkeit von Produkten erleichtern.
Auch hier geht man davon aus, dass ein Team von Experten die Qualität eines Produktes detailliert und umfassend beleuchtet und damit dem Konsumenten viel Recherche- und Beurteilungsarbeit abnimmt. Nicht selten verfügt das Institut über Prüf- und Messmethoden, die dem normalen Anwender oder Konsumenten nicht zur Verfügung stehen.
Das trifft prinzipiell auf alle renommierten Designauszeichnungen zu. Die Auszeichnung eines namhaften Prüfinstitutes oder Verbandes ist als valides Qualitätskriterium zu sehen.
Nicht jede Auszeichnung ist gleich zu bewerten
Zum einen unterscheiden sich die verschiedenen Awards nach Themen und Produktarten zum anderen gibt es naturgemäß auch große Unterschiede im Bewertungs-Aufwand und in der Motivation eine Designauszeichnung zu vergeben.
Relativ wenig Bedeutung haben Auszeichnungen, die von Veranstaltungen wie Messen oder Events vergeben werden. Relativ hoch zu bewerten sind hingegen große Institutionen, die sich auf Designawards spezialisiert haben wie der iF-Award in Hannover , der Reddot Design-Award in Essen, der Good Design-Award, Chicago oder Institutionen, die staatlich oder halbstaatlich finanziert werden wie z.B. der Focus Open, der den internationalen Staatspreis des Landes Baden-Württembergs vergibt.
Welche Designauszeichnungen gibt es?
Hier ist eine kurze Liste von bedeutenden Designauszeichnungen:
- Reddot Design Award, Essen: Alle Arten von Investitions- und Gebrauchsgütern.
- iF Designaward, Hannover: vorwiegend technische Produkte und Investitionsgüter
- Focus Open, Baden Württemberg: Alle Arten von Produkten und Sonderawards.
- Good Design-Award, Chicago: Alle Arten von Produkten.
- Bundespreis Produktdesign: Alle Arten von Produkten.
- German Design Award: Alle Arten von Produkten
Meist werden Designauszeichnungen in unterschiedlichen Kategorien vergeben. Beispielsweise Auszeichnungen für Maschinen und Anlagen, Auszeichnungen für Haushaltsgeräte, Auszeichnungen für Armbanduhren und Schmuck, etc.
Kann man mit Awards Geldpreise gewinnen oder verursachen Designauszeichnungen auch Kosten?
Beides ist möglich. In aller Regel fallen Teilnahmegebühren an und im Falle einer Auszeichnung zusätzlich Kosten für die Nutzung des entsprechenden Siegels.
Die Beträge bewegen sich meist im vierstelligen Bereich und können je nach Umfang sogar fünfstellig werden.
Der Fall, dass Geld-Prämien ausgelobt werden, ist relativ selten, denn schließlich müssen sowohl diese Preisgelder als auch die gesamte Veranstaltung finanziert werden.
Damit können Designauszeichnungen sehr schnell sehr teuer werden und lohnen sich damit oft nur für größere Firmen, deren Umsatz in einem sinnvollen Verhältnis zu den zu erwartenden Award-Kosten steht.
Hier haben Staatliche oder Halbstaatliche Designauszeichnungen wie der „Focus Open“ den Vorteil, dass sie sich nicht rein über die Gebühren finanzieren müssen, sondern auch staatlich bezuschusst werden. Das macht solche Auszeichnungen bezahlbarer für die Teilnehmer und verringert den kommerziellen Aspekt solcher Preisvergaben.
Für Studenten oder Startups gibt es wiederum eigene Auszeichnungen die kostengünstig oder sogar kostenneutral sind. Sie werden oft von größeren Institutionen oder dem Staat finanziert und dienen der Nachwuchsförderung.
Fazit: Designauszeichnungen sind prinzipiell immer ein Qualitätssiegel. Allerdings gibt es je nach Veranstalter des Designpreises große Unterschiede in Bedeutung und Wert eines Awards. Renommierte internationale Designawards sind prinzipiell höher zu bewerten, als regionale oder lokale Auszeichnungen.
Leider ist in den letzten Jahren ein Trend hin zu einer stärkeren Kommerzialisierung von Designauszeichnungen zu beobachten. Darunter leidet mitunter die Aussagekraft solcher Awards.
Die namhaften und etablierten Designawards können jedoch weiterhin als Gütesiegel und damit auch als Qualitätsmerkmal gewertet werden.