Fortschritt beginnt mit Fehlern

Klaus Botta, 03.07.2018

„Die erfolgreichsten Menschen sind nicht diejenigen, welche die wenigsten, sondern jene, welche die meisten Fehler gemacht haben.“ 
So zumindest meine Lebenserfahrung.
Ich gehe mit dieser These bewusst auf Konfrontation mit dem Dogma unserer Gesellschaft, in der Fehler etwas ausschließlich Negatives sind, ja oft sogar als Synonym für Misserfolg und Versagen gebraucht werden.

Allein die Aussage „Da hast Du einen großen Fehler gemacht“ klingt wie ein bedrohlicher Urteilsspruch, der schlimme Konsequenzen befürchten lässt.
Wir fühlen uns angegriffen, verunsichert, auf jeden Fall negativ berührt.

Kaum jemand würde sagen: „Oh – da hast Du einen großen Fehler gemacht! Herzlichen Glückwunsch, damit hast Du jetzt die Chance im großen Stil dazu zu lernen“.

In vielen Fällen wäre das aber tatsächlich die weitaus bessere Einstellung gegenüber unseren „Fehlentscheidungen“. Denn ein Fehler, mit dem wir konstruktiv umgehen, bietet tatsächlich die Chance, etwas dazu zu lernen und in Zukunft besser zu machen.
Davor sollte allerdings jeder erst einmal für sich klären, ob eine Entscheidung oder Handlung, die jemand anderes als Fehler einstuft, tatsächlich auch für ihn eine Fehlentscheidung oder Fehlhandlung darstellt oder nur von seinem Gegenüber so gewertet wird. (Subjektivität des Urteils)

Entscheidend für eine positive Nutzung von Fehlern sind folgende drei Schritte:
1. Den Fehler als solchen erkennen und bewerten (Erkenntnis)
2. Ihn sich eingestehen und die Verantwortung dafür übernehmen. (Einsicht)
3. Eine Konsequenz daraus ableiten und das Verhalten entsprechend ändern. (Optimierung)

Mit diesen Schritten stoßen wir einen Verbesserungsvorgang an, der in aller Regel auch positive Resultate bringt. Nicht jede einzelne Veränderung oder Kurskorrektur erweist sich sofort als Vorteil oder Fortschritt, in ihrer Summe führt sie jedoch relativ sicher zu positiven Veränderungen. Diesen Prozess nennt man dann „Entwicklung“ - die Ergebnisse des gesamten Prozesses „Erfahrung“.

Der Erfolg einer Gesellschaft beruht sicher nicht darauf, dass ihre Akteure möglichst wenige Fehler machen, sondern wohl eher darauf, dass sie kreative, proaktive Persönlichkeiten hervorbringt, die Außergewöhnliches leisten. Das schließt Fehlentscheidungen und Fehlhandlungen ganz unvermeidbar mit ein.

„Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen,“ sagt Dietrich Bonhoefer ganz treffend.

Tatsächlich bremst die Angst vor Fehlern unsere Aktivitäten und verringert damit unser Erfolgspotential.
Die „Fehlervermeider“ sind in aller Regel nicht die erfolgreichsten Menschen.
Erfolgreich sind hingegen oft die aktiven, die sich etwas (zu)trauen und auch Fehler zulassen. (siehe oben).

Selbstverständlich ist nicht jeder Fehler gut und nutzbringend. Und natürlich gibt es auch schlimme Fehler, die man tatsächlich besser vermeiden sollte - keine Frage. Hier sind eher die kleinen und mittleren Fehlerchen gemeint, die uns nicht komplett aus der Bahn werfen. Denn genau sie sind es, die positive Korrekturen auslösen können.

Genau an dieser Stelle ist unsere aktuelle Gesellschaft sehr kleinlich und dadurch fortschrittsverhindernd.

Leider ist ausgerechnet unser Bildungssystem hierfür ein „gutes Negativbeispiel“.
Hier sind Fehler sehr oft der bestimmende Maßstab für die Bewertung unserer Kinder.
In der Regel werden Schüler nach ihren Schwächen und Defiziten bewertet: Umso mehr Fehler, desto schlechter die Note, desto schlechter der Schüler, desto wertloser der Mensch. Besondere Begabungen und Talente spielen in der Schule normalerweise keine tragende Rolle – sie stören eher den „Regelbetrieb“.
Die Absurdität unserer Schulen geht sogar soweit, dass ein Schüler in einem Fach wie Physik oder Biologie eine schlechtere Note bekommt, weil sein (Rechtschreib-) „Fehlerquotient“ zu hoch ist.
Fehlervermeidung ist hier offenbar die oberste Priorität.

Nicht wenige Menschen lernen daraus, dass es besser ist, etwas nicht zu tun, um damit der Gefahr aus dem Weg zu gehen, „schon wieder“ einen Fehler zu machen.
Oft tragen sie lebenslang eine hemmende Angst oder gar einen Minderwertigkeitskomplex mit sich herum, weil ihr soziales Umfeld sie ständig auf ihre Fehler und viel zu wenig auf ihre Stärken und Fähigkeiten hingewiesen hat.

Kein Wunder also, dass wir im Laufe unserer Entwicklung konsequent eine Aversion gegenüber Fehlern aufbauen, die uns dann oft unser ganzes Leben begleitet.

Umso später eine Erfahrung oder ein Fehler gemacht wird, desto teurer und peinlicher fällt er in der Regel aus.

„Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.“ So bringt es Winston Churchill ganz treffend auf den Punkt.

Stärken und Schwächen hat letztendlich jeder Mensch. Je nachdem worauf man sich konzentriert, entwickelt sich mehr das eine oder das andere.
Die allgegenwärtige „Fehler-Sucherei“ und „Fehler-Überbewertung“ bremst jedenfalls den sinnvollen Fortschritt. Das gilt übrigens im Kleinen (Individuum), wie im Großen (Wirtschaft).

Meine Empfehlung:
1. Machen Sie möglichst viele Erfahrungen (mit kalkulierbarem Risiko) möglichst früh und nehmen Sie auch dabei Fehler in Kauf.
2. Bewerten Sie die Resultate Ihres Handelns unvoreingenommen und optimieren Sie gegebenenfalls Ihr zukünftiges Verhalten daraufhin.
3. Starten Sie dann neue Erfahrungen mit Mut, Neugierde und Zuversicht.

Klingt nach „Evolution“. Und genau das ist es auch. Das seit Urzeiten bewährte Erfolgsrezept der Natur. Sie ist ausgesprochen experimentierfreudig und kennt keinerlei Angst vor Fehlern.
Große Fehler führen dort sofort zum „Ausscheiden“. Kleine Fehler oder Abweichungen von der Norm (Mutationen) sind dagegen der Motor der Weiterentwicklung.

Die Natur käme auch nie auf die Idee, ihre Energie darauf zu verwenden, einen Fehler rückgängig zu machen.
Sie ist konsequent lösungsorientiert und zukunftsorientiert.
Fehler sind für sie kein Problem sondern Werkzeug.
Orientieren Sie sich lieber an der Natur als an vergänglichen gesellschaftlichen Normen.
Der Erfolg wird Ihnen Recht geben.

Was haben nun Fehler mit Botta-Design zu tun?
Sehr viel. In den vergangenen 32 Jahren unserer Firmengeschichte waren wir ungewöhnlich vielseitig aktiv und haben dabei natürlich auch jede Menge Fehler gemacht. Aber wir haben viel daraus gelernt und auch jede Menge Erfahrungen gesammelt.

Die kommt jetzt unseren Kunden im Produktdesign zugute und natürlich auch unseren Armbanduhren, die zu Recht als sehr ausgereift und langlebig gelten.
Selbstverständlich gehen auch uns die Fehler nicht aus, schließlich entwickeln wir uns täglich weiter. Wir gehen jedoch gelassen und konstruktiv damit um.
32 Jahre Fehler-Erfahrung sind eben auch 32 Jahre Fortschritt.

 

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Umgang mit der Zeit,

Ihr Klaus Botta

Klaus Botta

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